Achtsamkeit in der Beratung

Hier gibt es mehr Informationen zur Weiterbildung Achtsame Beratung für Interessierte.

Bei der Achtsamkeit in der Beratung gibt es, ähnlich wie in der Psychotherapie eine grundsätzliche Unterscheidung:

1. Die achtsame Haltung des Beraters
2. Vermittlung von Achtsamkeitspraktiken in der Beratung


1. Die achtsame Haltung des Beraters
Wer achtsam beraten möchte braucht eine kontinuierliche Praxis um eine entsprechende Haltung einzunehmen zu können. Eine Achtsamkeitspraxis besteht in der Regel aus Sitz- und Gehmeditation oder anderen achtsamen Elementen im Alltag. Aus der Achtsamkeitspraxis ergeben sich bestimmte Haltungen und Werte.

Ruhe, Präsenz und Gewahrsein
In einem erhöhten Zustand von Achtsamkeit nimmt der Berater bewusst war, was in der gegenwärtigen Situation geschieht. Er ist ruhig und präsent und sich seiner eignen Reaktionen auf das Geschehen bewusst. Diese Grundhaltung erzeugt eine hohe Klarheit und Offenheit im Beratungsprozess.

Wertschätzende und akzeptierende Grundhaltung
In der Achtsamkeitspraxis geht es darum eine nicht wertende und akzeptierende Grundhaltung gegenüber Gefühlen und Gedanken zu entwickeln. Durch das Erkennen und Annehmen können sich Zustände verändern. Wer nicht automatisch reagiert sondern zunächst nur wahrnimmt kann auch in schwierigen Beratungssituationen offener und flexibler handeln. Der Berater ist weniger mit eignen Vorstellungen und Positionen identifiziert und hat weniger Veränderungswünsche für den Klienten. Mit dieser Grundhaltung kann er sich den Lösungswegen des Klienten stärker öffnen.

Achtsames Zuhören und Sprechen
Die Achtsamkeitspraxis fördert eine offene und klare Präsenz, die es uns erlaubt genau zuzuhören. Die Achtsamkeitspraxis wirkt sich auch auf die Sprache aus. Der Berater ist sich seiner Sprache bewusster und kann sich genau und konkret ausdrücken ohne abwertende oder übertreibende Ausdrücke zu gebrauchen.

Selbstregulation durch den inneren Beobachter
Die Achtsamkeitspraxis erhöht die Fähigkeit mit schwierigen Gefühlen umzugehen. Der innere Beobachter nimmt die Gefühle wahr und akzeptiert sie und gibt ihnen Raum, ohne dass es zwingend zu einer Reaktion kommen muss.

Methoden für den achtsamen Berater
Wer achtsam beraten möchte kann sich neben der kontinuierlichen Achtsamkeitspraxis bestimmter Methoden bedienen, welche die Achtsamkeit vor oder während der Beratung erhöhen.
Achtsames Gehen vor der Beratung: Bevor man das Zimmer mit dem Klienten betritt macht man einige Schritte bewusst und achtsam.
Atemraum vor der Beratung: Bevor der Klient den Raum betritt konzentriert man sich 3 Minuten lang auf den eigenen Atem.


2. Vermittlung von Achtsamkeitspraktiken in der Beratung
Auch in der Beratung selbst können Achtsamkeitspraktiken an den Klienten weitergeben werden, wenn dies hilfreich erscheint.

Die Gegenwart betonen
In der Beratung können immer wieder Fragen nach der Gegenwart gestellt werden. „Wie fühlen sie sich jetzt im Moment?“ „Was nehmen Sie im Moment an sich wahr?“ „Wie äußerst sich das Problem im Moment?“

Kleine Achtsamkeitsübungen
Nach Absprache mit dem Klienten können auch kleine Achtsamkeitsübungen in die Beratung eingebaut werden, wie zum Beispiel:

3 Minuten Atembeobachtung
Der Klient wir eingeladen die Augen zu schließen oder auf einen bestimmten Punkt zu richten und 30 Minuten dem eigenen Atem zu folgen. Auftauchende Gedanken und Gefühle werden registriert und wieder losgelassen. In der Regel wird man sich bei dieser Übung auch der eignen automatisch ablaufenden Gedankenketten bewusster. Diese immer wieder aufkehrenden Gedanken können später besprochen und auch auf ihren Realitätsgehalt untersucht werden. Vielleicht sind noch andere Sichtweisen möglich.

Wahrnehmung der eignen Körperhaltung
Der Klient wird aufgefordert die Augen zu schließen und den eignen Körper und die eigene Körperhaltung bewusst wahrzunehmen. Wie sitze ich gerade da? Sind Spannungen in meinem Körper? Wie fühle ich mich gerade in meinem Körper?

Lenkung der Achtsamkeit
Gerade in Krisen oder problemtischen Situationen greifen wir auf alte Verhaltensmuster und Gedankenketten zurück und nehmen entsprechend wahr. Eine einfache Übung um das Positive zu betonen ist die Lenkung der Achtsamkeit auf das was gut ist: Da wir leben ist mehr an uns gesund als krank und viele Teile unseres Körpers arbeiten gut. Jeder Tag birgt auch positive Erlebnisse die wir betonen können, indem wir sie bewusst wahrnehmen.

Stoppen
Eine gute Methode um die Aufmerksamkeit wieder in die Gegenwart zu bringen ist das Innehalten oder Stoppen. Dies kann zum Beispiel durch eine Glocke erfolgen die während der Beratung regelmäßig erklingt. Dann schweigen Berater und Beratende und kehren zu ihrem Atem zurück. Ziel ist es, sich der eignen Gefühle und Gedanken und der eignen Körperhaltung bewusst zu werden und zu sich selbst zurückzukehren bevor man das Gespräch fortsetzt.

Focusing
Focusing ist eine Methode aus der Psychotherapie die auch in Beratungssitzungen gut angewendet werden kann. Der Klient wird angeleitet sich der eignen Körperwahrnehmung stärker zuzuwenden. Der Körper trägt jedes Problem auf seine Art und man kann das Problem und auch mögliche Lösungen im sogenannten „Felt Sence“ erspüren. Durch die Einbeziehung des Körpers kommt der Klient automatisch in die Gegenwart zurück.